WORTKLANG

11. Mai 2010
Schwäbische Zeitung

Die Gruppe „Wortklang“ zum Kirchentag: „Geh doch übers Wasser“

Christel Voith

FRIEDRICHSHAFEN – „Damit ihr Hoffnung habt, damit es weiter geht“, singt Andreas Glatz in seinem Lied, das er für den Ökumenischen Kirchentag in München geschrieben hat. Von dieser Hoffnung spricht das ganze neue Programm, das die Gruppe „Wortklang“ am Sonntagnachmittag in St. Columban vorgestellt hat.

„Geh doch – auch übers Wasser“ haben die vier Mitglieder von „Wortklang“ ihr Programm überschrieben, mit dem sie vom 12. bis 16. Mai nach München reisen. Sie dürfen stolz darauf sein, dass ihr eigens dafür erarbeitetes Programm angenommen wurde, denn die Zahl der Bewerber war groß. Doch ihre Lieder und die dazu ausgewählte Lyrik haben den Nerv getroffen. Entsprechend dem Motto des Kirchentags stellen sie die Hoffnung in den Mittelpunkt, eine Hoffnung, die unsere Welt inmitten der derzeitigen Katastrophen auch dringend nötig hat.

Wer ihre Programme kenne, wundere sich vielleicht, meinte Günter Weber, der die Gedichte rezitiert und auch eigene Texte mit einbringt. Nach den vorausgegangenen Gedanken zur Passion hätten sie sich einmal ein lockeres, leichtes Programm gegönnt, nicht ohne den Zweifel mit einzubauen, der nun einmal zum Leben wie auch zum Glauben gehöre. Wieder war es ein Genuss, das selbstverständliche Zusammenspiel zu erleben, wie die drei Musiker die Lieder und Instrumentalstücke interpretieren, die diesmal meditativ, aber auch beschwingt und fröhlich daherkommen. Mittelpunkt ist Andreas Glatz am Piano, der zugleich die Lieder singt, wunderbar fügen sich dazu Rainer Oswald mit verinnerlichtem Spiel an den Saxofonen und Ralf Berner am Bass, vollends archaisch muten die Didgeridooklänge an, die Oswald zuweilen einstreut.

Die Hoffnung des Christen auf einen Gott, mit dem man auch das Auf-dem-Wasser-Gehen, das eigentlich Unmögliche wagen darf und soll, steht im Mittelpunkt. Im Sturm des Lebens den ersten Schritt wagen, das wagen, was keiner wagt, und wieder lernen zu leben, das ist die christliche Botschaft, die sie in ihren Liedern weitertragen. In lebhaftem Vortrag rezitiert Günter Weber Gedanken etwa von Rudolf Otto Wiemer, Lothar Zenetti, Paul Celan, Hannsdieter Hüsch. Mit Wiemer spielt er uns den Maulwurf vor, der nur glaubt, was er in seiner beschänkten Welt sieht, dem in Dunkel wohler ist als im Licht, mit Andreas Knapp zeigt er die offene Tür in der Sackgasse. Ungewissheit und Zweifel spricht Glatz in seinen Liedern an, wenn er klagt, dass Gebete unerhört verhallen, und den Herrn fragt: „Warum machst Du's uns so schwer?“ Doch der Grundtenor bleibt die Zuversicht, die Freude bis hin zum Lied „So stell ich mir den Himmel vor.“

mit Wortklang übers Wasser