WORTKLANG

10. Nov. 2009
Schwäbische Zeitung

„Wortklang“ trifft den richtigen Ton

Christel Voith

AILINGEN (chv) - Weniger ein Konzert als eine herbstliche Meditation mit Musik ist das neue Programm, mit dem die Häfler Gruppe „Wortklang“ am Sonntagabend ins Ailinger Roncalli-Haus gekommen ist. Mit Lyrik und Liedern zum Herbst haben die vier Mitglieder ihre Zuhörer tief berührt.

Gut besucht ist das katholische Gemeindehaus, als die vier Künstler der Gruppe „Wortklang“ mit ihren Instrumenten loslegen. Andreas Glatz singt am Piano, Rainer Oswald begleitet Lieder und Gedichte mit Saxofonen und Didgeridoo, Ralf Berner am Bass, dazu spricht Günter Weber Gedichte, auch eigene. Mit Theodor Fontanes Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, von Andreas Glatz mit angenehmem Bariton gesungen und musikalisch begleitet, ist die Richtung vorgegeben: der goldene Herbst mit seinen reifen Birnen und der Segen, der vom gütigen alten Ribbeck ausgeht.

In einem Bogen führen die Beiträge vom Reifen über das Sterben zum Auferstehen – der Herbst wird zum Sinnbild des menschlichen Lebens, das nach seiner Reife dem Tod zugeht, der hier nicht Ende, sondern Anfang ist, kein Fallen ins Nichts, sonder ein Fallen in Gottes gütige Hände. Die Auswahl bringt bekannte Gedichte wie Reiner Maria Rilkes „Herbsttag“. Gottfried Benns Gedicht „Astern“, einem letzten Beschwören des vergehenden Sommers, schickt er die Urlaute des Didgeridoos voraus, macht die Beschwörung greifbar. Mit drängendem Rhythmus setzen sich danach Sänger und Saxofonspieler mit dem unausweichlichen Tanz mit dem Tod in Hermann van Veens Gedicht auseinander. Und immer sind dazwischen die von Günter Weber suggestiv gesprochenen Texte, ob Rilkes „Herbst“ oder Lothar Zenettis „Letztes Gebet“ oder eigene Gedichte, die vom Vertrauen auf einen Gott reden, der den Sterbenden auffangen wird. Eine „Saxofonmeditation“ führt zu weiteren Bildern vom Auferstehen. Wie schön Rudolf Otto Wiemers Zeile: „Gott wohnt nah hinterm Zaun“. Österlicher Mut steht am Ende eines reichen Lieder- und Lyrikabends.

Wer die Aufführung in Ailingen versäumt hat, kann sie am kommenden Sonntag, um 16.30 Uhr, im Foyer des Häfler Franziskuszentrums in einem Benefizkonzert mit der Hospizbewegung St. Josef Friedrichshafen erneut erleben.

Wortklang in Ailingen